Referat von Kristina Beblo
Leben unter Extrembedingungen
Kristina Beblo referiert über Astrobiologie
Weltraumforschung auf dem Meeresgrund? Die Frage, ob Leben auf anderen Himmelskörpern auch unter extremen Bedingungen möglich sein könnte, untersucht die junge Diplom-Biologin und DLR-Mitarbeiterin unter anderem auf dem Grund des Pazifiks.
Am 25.02.2010 reiste Kristina Beblo auf Einladung des Fachbereichs Biologie des Herzog-Johann-Gymnasiums zu einem Vortrag für SchülerInnen der Biologie-Leistungkurse aus Köln an. Dort untersucht sie im Rahmen ihrer Promotion am DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, Abteilung Strahlenbiologie, in enger Zusammenarbeit mit dem Archaeen-Zentrum der Universität Regensburg, die Überlebensfähigkeit verschiedener extremophiler Mikroorganismen unter simulierten Weltraumbedingungen.
Die Doktorandin spannte in ihrem Vortrag einen weiten Bogen vom Kalender des Lebens auf der Erde über den Kalender des Universums und Leben unter Extrembedingungen bis hin zur Suche nach extraterrestrischem Leben in und außerhalb unseres Sonnensystems. Beeindruckend war die Führung durch den Kalender des Universums. Am1. Januar beginnt mit dem Urknall und der Entstehung der Elemente die Zeitrechnung. Die älteste bekannte Galaxie datiert am 16. Januar. Nach der Entstehung von Sonne und Erde am 9. September, breiteten sich am 28. September Mikroorganismen als erste Lebensspuren auf unserem Planeten aus. Danach explodiert das irdische Leben, angefangen vom 16. Dezember mit Pflanzen über tierische Organismen bis zur Entstehung des Menschen am 30. Dezember, 20 Uhr. Zwei Sekunden nach Mitternacht befinden wir uns auf dem Höhepunkt unseres Lebens. Die folgenden möglichen Szenarien liegen glücklicherweise in nebelhafter Ferne. Am 3. Januar könnte der nächste große Meteoriteneinschlag unseren Planeten treffen, bevor die Erde am 12. Januar zu heiß zum Leben wird. Nachdem sich die Sonne am 6. April zum roten Riesen aufbläht, wird 10 Tage später die Milchstraße vom Andromeda-Nebel verschluckt.
Doch damit wäre das Leben keineswegs beendet. Wie Kristina Beblo deutlich machte, basiert Leben auf Vorstufen, die im Weltall entstehen: Elemente in den Sternen, organische Moleküle in Staub- und Gaswolken zwischen den Sternen und in Kometen. Auch in anderen kosmischen Körpern, z.B. in dem 1969 in Australien entdeckten Meteorit, wurden organische Moleküle wie Aminosäuren, Alkohole und Nukleinsäurebasen gefunden. Auf der Erde entstehen heute noch organische Moleküle unter extremen Bedingungen: z.B. im Bereich hydrothermaler Quellen am Grund der Ozeane. Hier können auch bestimmte Mikroorganismen bei 113° C existieren. Hitzeliebende (hyperthermophile) Mikroorganismen stehen ganz unten am Stammbaum des Lebens und heiße Quellen werden von Wissenschaftlern als einer von möglichen Geburtsorten des Lebens diskutiert.
Für Kristina Beblo stellt sich dabei die spannende Frage: Können diese Organismen, die auf unserem Planeten unter so scheinbar "lebensfeindlichen" Bedingungen wie in der Nähe der schwarzen Raucher existieren, vielleicht auch unter den extremen Bedingungen im Weltraum oder auf einem anderen Himmelskörper überleben oder sich sogar vermehren? Um der Antwort näher zu kommen, führt sie die oben erwähnten Experimente mit hitzeliebenden und anderen extremophilen Mikroorganismen durch. Diese Untersuchungen ordnen sich in einen größeren exobiologischen Kontext ein mit der faszinierenden Frage nach außerirdischem Leben. Der endgültige Beweis für Leben dort draußen wird mit Spannung erwartet.
Ilka Schmitz-Lehrbach